Der 19-jährige Justin kommt aus sogenannten prekären Verhältnissen. Seine rundum schlechten Startbedingungen sorgten früh dafür, dass Wünsche und Träume begraben wurden und einer Niedergeschlagenheit Platz machten, die nichts wirklich Produktives zuließ. Aber drei Ereignisse haben aus Justin gemacht, was er heute ist: Ein wahnsinnig kreativer Filmemacher – und das gilt ebenso für seine YouTube-Clips wie auch für Kurzfilme und sogar einen abendfüllenden Dokumentarstreifen!
Bis ich 14 war, gab es ganz wenig Licht am Ende des Tunnels. Oft war ich nicht mal sicher, ob der Tunnel überhaupt jemals ein Ende haben würde. Dann hatte ich zum ersten Mal großes Glück. Als ich an einer Ampel stand und wartete, sprach mich ein älterer Herr an: Wenn du immer auf den Boden starrst, verpasst du ja alles. Du musst den Kopf heben und dir die Welt anschauen.
Irgendein Wildfremder hatte mich soeben darauf aufmerksam gemacht, dass ich mit gesenktem Kopf durch die Gegend lief. Und mir wurde schnell klar, dass ich das eigentlich fast immer tat. Bis zu diesem Tag eben.
Ein Jahr später – ich war brav mit offenen Augen unterwegs gewesen – lernte ich Leute von einem Medienprojekt kennen, die mit Jugendlichen Filme zu unterschiedlichsten Themen drehten. Alles, was Jugendliche so angeht oder interessiert. Da war ich ganz schnell mit im Boot. Ich hatte nicht nur Riesenspaß, das ganze Equipment auszuprobieren und zu lernen, wie man am Rechner schneidet und bearbeitet; auch die Projektleiter waren richtig coole Leute, die mich mega-unterstützt haben und immer ein offenes Ohr hatten. Von denen habe ich echt viel gelernt. Technisch sowieso, aber auch, wie man gemeinsam berät und ausprobiert, wie man diskutiert und debattiert – einfach super! Da hatte ich zum zweiten Mal großes Glück: Neue Bekanntschaften, Freundschaften, eine neue Leidenschaft, Technikverständnis, wow! Ab und an leihe ich mir noch heute etwas von dem Equipment und hole mir Ratschläge. Die haben definitiv einen gut bei mir!
Auf diesem Weg habe ich dann meine Richtung gefunden und weiterverfolgt. Filme drehen. Die Welt und ich. Dazwischen die Kamera. Jeden Tag habe ich aufgenommen, geschnitten, hochgeladen – ich war ja zunächst mal mit Internetplattformen zugange, weil mir Geld für eine Kameraausrüstung gefehlt hat. Über ein paar Ecken habe ich dann Leute aus einer kleinen Produktionsfirma kennengelernt, bei mir in der Stadt. Da konnte ich ein Praktikum machen. Die waren schnell sehr zufrieden mit mir und boten mir eine stundenweise Mitarbeit an – gegen Honorar. Dann hatte ich zum dritten Mal großes Glück. Der Chef eines Unternehmens, für das ich fast in Eigenregie einen Imagefilm gebaut hatte, schlug mich an anderer Stelle für eine Projektförderung vor – die mir prompt zugesagt wurde. Auf Anregung meiner Freunde habe ich dann noch ein Crowdfunding-Projekt auf den Weg gebracht. Damit konnte ich dann meinen Traum einer Dokumentation verwirklichen: Sie erzählt vom Aufwachsen in einem Hochhausghetto. Vom allein sein und träumen. Und vom Glauben an sich selbst und sein Talent. Das war mir wichtig.